Albert Seltsams

Tagebuch 1995

 

 

Das Tagebuch aus dem Jahr 1995 ist jetzt schon 20 Jahre alt,

und irgendwie habe ich es neulich zufällig wieder entdeckt ...

(Albert, Juli 2015)



Erster Eintrag am 27. März '95:

 Die Pinklers haben endlich die Aufnahmen für ihre erste
(und einzige?) CD abgeschlossen. Die Aufnahmen in den
Aurlfinger Farmland Studios dauerten doch länger als
geplant, aber daFür schafften wir um 100% mehr als andere
Bands. Unser Tonmeister Stefan war an allen 4 Aufnahme-
Tagen auffallend gut gelaunt, was wahr scheinlich am
Schweiger-Bier lag, das die Pinklers großzügig spendierten.
Brezn gab wie immer die entscheidenden Tips zum Gelingen
der Aufnahmen, kurz: wir waren knapp davor, alles hin-
zuschmeißen, aber einem Brezn hätten wir diese Genug-
tuung nicht gegönnt.

In einem schwachen Moment ließ sich Stefan leicht-
fertigerweise davon überzeugen, den Pinklers-Feierlich
keiten im Übungsraum beizuwohnen.
Sein Kommentar am nächsten Tag: "Zum letzten Mal ist mir
das vor 10 Jahren passiert, daß ich aufwache und nicht
weiß, wo ich bin !"


Zur Feierlichkeit am 25.3. '15 Jahre Pinklers':
Eingeladen war eigentlich keiner, es konnte jeder kommen,
der es wußte. Die ersten waren natürlich Carlos, Cool und
der Wegmeier Wolfe, weitere Gippler tröpfelten nach, bis
schließlich sogar der Elch da war. Bloß der Wirt selber
kam nicht, trotz Ankündigung. Die Stimmung war anfangs
etwas fade. Da half es auch nicht, daß unsere Discjockeys
wie verrückt die alten NDW-Hits spielten und bis zum
Anschlag aufdrehten.
Viel besser halfen auch nicht die Wodkas mit Feige und
auch nicht das Schweiger. Christian und meine Wenigkeit
genossen dennoch beides sehr, mußten wir doch unseren
Pegel halten, den wir seit dem frühen Nachmittag intus
hatten.

Rul schien seine Stimmung auf der Dominikanischen
Republik vergessen zu haben. Er war einfach schlecht
drauf, angeblich, weil sein Urlaubs-Kumpane Laute ihm
die zweite Woche vermiest hatte und weil die Pinklers die
Aufnahmen als abgeschlossen betrachten und keine weiteren
9 Lieder aufnehmen wollen. Den wahren Grund erfahre ich
erst am nächsten Tag: In seiner zweiwöchigen Abwesenheit
hatte sich sein Herzblatt, die Bedienung im MUVI ist,
zwar wie lange ersehnt, von ihrem Freund getrennt, aber
dann mit einem von Ruls besten Spezis, dem Elch angebandelt.
Daß dies nur ein böswilliges Gerücht war, wußte zu diesem
Zeitpunkt noch keiner ...

Dann kam plötzlich Stimmung auf. Der auf dem Hänge-Regal
ungeschickt plazierte Mischpult-Koffer der Bottles (18 kg)
fällt genau auf Helmas Scheitel. Sterne funkeln, sie hält
die flache Hand an die Stirn, kein Blut, aber die Hand hebt
sich langsam und sicher weg von der Stirn. Die fertige
Beule mißt 3 cm Höhe und hat einen Radius von 5 cm. Doch
Helma hat das Nachhausegehen keineswegs im Sinn, die
Party ist ja noch nicht zu Ende, und Helma geht neuer-
dings immer als letzte, wer sonst sollte das Licht aus-
knipsen.
Barabara, unser jugendliches Akkordeon-Genie aus Hohen-
linden, distanzierte sich wieder einmal von irgendetwas,
nämlich von dieser Feier und machte sich wahrscheinlich
auf die Suche nach gleichaltrigen Andersgeschlechtlichen.
Und Franz, eigentlich Pinklers-Gründungsmitglied, kam gar
nicht, kaum zu glauben, aber wahr. Er war nicht fähig,
wenigstens eine einzige Stunde zu opfern und die 50 m von
der heimischen Couch zum Übungsraum in Kauf zu nehmen.
Wir sind zwar nicht nachtragend, aber vergessen wird dir das,
lieber Franz, so schnell keiner!
Anmerkung: Auch seine vorgeschobenen Gründe
1. Co ist schwanger und krank,
2. er muß Kindermädchen bei seinen Nichten
Laura und Marleen spielen,
zerplatzen wie Seifenblasen:
1. Co selbst sagt ihm, er könne ruhig mal
auf der Pinklers-Feier vorbeischauen
2. als ich um 12 Uhr nachts bei Franz läute,
schläft das Kindermädchen bereits, nur die
Kinder sind noch wach.
Erst Tage später gibt Franz zu, er sei vom
vielen Essen einfach zu müde gewesen.
Übrigens, es hatte Hackbraten gegeben.

Plötzlich kommmt Bewegung ins Freizeitheim. Die Isener
Blaskapelle feiert ausgelassen ihr grandioses Konzert vor
1000 Zuschauern, das gerade in der Mehrzweckhalle zu Ende
gegangen ist. Mit dabei Bürgermeister Hans Edmund Lechner
und Vertreter der Partnergemeinde Ernstbrunn. An die 100
Leute verwandeln das Freizeitheim mit einem Male in einen
Festsaal. Erst etwas verwirrt nehmen wir die Nebenbuhler
über uns zur Kenntnis, aber mit der Zeit verschmelzen beide
Feiern zu einer einzigen großen Party. Ernstbrunns
Blaskapellmeister taucht auf und nimmt erstaunt Isener
Subkultur zur Kenntnis - bisher totge chwiegen von
Bürgermeister Lechner. Einem Engagement der Pinklers in
Ernstbrunn kann und will der Herr Kapellmeister keine
verbindliche Zusage erteilen, aber Chancen bestehen natür-
lich, obwohl Ernstbrunn nichts Vergleichbares zu bieten hat.

Jetzt taut auch Stefan auf. Beim Anblick der fesch kostü-
mierten Blaskapelldamen kommt es über ihn, er will eine
solche, hier und heute, sofort. Die Damen sind zwar nicht
abgeneigt, von einem netten Kavalier an die immer voller
werdende Bar begleitet zu werden, sind aber dann doch etwas
reserviert, als es droht, intimer zu werden. Der
Hoch stimmung tut das keinen Abbruch. Ernstbrunner Rotwein
gibt es nur in der bewährten 2l-Flasche, aber gratis,
genauso gratis wie die zu erwartenden Kopfschmerzen am
nächsten Tag. Ich hole meine nigelnagelneue Stratocasta
aus dem Übungsraum und beweise den Blaskapellern, daß ich
doch ein echter Rock'n'Roller bin. Mit einem Bein auf
der Theke spiele und singe ich den 'Stoiz vo Burgroa'.
Auf einmal ist auch Bruderherz Bepp in der Bar, woher
weiß der schon wieder, daß im Freizeitheim was los ist?
Stefan hat inzwischen mit einer Dame das Laiberl
getauscht und das Fest verlagert sich allmählich zurück
in den Übungsraum. Carlos kann es nicht fassen, daß seine
jüngste und bravste Schwester in eben dieser Blaskapelle mit-
spielt.

Vom Bar-Abenteuer hatte Christian leider nichts
mitbekommen, irgendwann so zwischen 1.00 und 2.00 mußte
er dem Raubbau an seinem Körper Tribut zollen und war auf
der gemein-bequemen Coach im Übungsraum eingenickt. Als
er dann aufwacht und keinen mehr im Raum sieht, glaubt
er, das Fest sei aus und wankt zielstrebig Richtung
Heimat an Rul vorbei. Der weiß nicht, wie ihm geschieht.
Es ist, als würde er gerade von einem fern gesteuerten UFO
passiert.
Nachdem ich mich noch am Schlagzeug augetobt hatte, die
Finger bluteten an 3 Stellen, kam die Erinnerung an meine
Ehefrau zurück und auf der Stelle verließ ich die Übrig-
gebliebenen Richtung Ehefrau.
Leider zu früh, denn ich verpaßte noch das beste. Einer
der Blechbläser hatte beim Ausparken seinen Wagen fast in
den Schinderbach gesetzt, jetzt kam er angekrochen und
suchte freiwillige Helfer. Diese waren Rul, Stefan, Elch
und der Rüdiger. In üblicher selbstloser Manier wollten
die 4 allerdings nur gegen Bezahlung helfen. Da der Blech-
bläser nicht mehr fähig war, seinen Geldbeutel zu kontrol-
lieren, tat dies der Elch für ihn und nahm, auch hier ganz
hilfsbereit, das restliche Papiergeld als Helferlohn
gleich an sich. Das Herausschieben gestaltete sich dann
doch nicht so leicht und völlig erschöpft, dreckig von
oben bis unten, saßen sie nun da und ließen die Feier
irgendwie ausklingen ...
Diese Nacht war eine sehr kurze, zumal auch noch auf die Som-
merzeit umgestellt worden war. Bereits um 11 Uhr kroch ich
aus dem Bett. Trotz Nachwirkungen des Ernstbrunner Weins,
radelte ich gleich zum Übungsraum. Ich war noch gar nicht
abgestiegen, als mir gleich einige Blaskapeller entgegen
liefen. Sie hätten beim Aufräumen einen Besoffenen gefunden,
der nun Autofahren wolle, ob der zu uns gehöre. Ich blickte
um die Ecke und erkannte den mutmaßlichen Besoffenen als
Stefan. Wie ein Häufchen Elend stand er vor mir: Rote ge-
schwollene Augen, strähnige verklebte Haare, Lehmbatzen an
den Sportschuhen, verdreckte Jeans und am ganzen Körper
zitternd. Er behauptete, die Blaskapeller hätten ihn
schlafend in der Gerderobe gefunden und ihn, wie in einem
schlechten Film, mit einem Eimer Wasser geweckt.

Später hörte ich eine andere Version:

Er war im Übungsraum unterm Biertisch eingeschlafen.
Unglücklicherweise hatte dann jemand eine halbvolle Rot-
weinflasche so ungeschickt umgeworfen, daß der gesamte
Inhalt genau in Stefans Gesicht getröpfelt war.

Mittlerweile war auch Franz ausgeschlafen und half mir,
Stefan + Auto sicher nach Hause zu bringen. Unterwegs
wurde es Stefan so schlecht, daß er kotzen wollte, aber
es ging nicht, er hatte nichts im Magen ...


Wohnen '95:
Franz freut sich für seinen Bruder Tobias, daß er die
begehrte Stelle als Kieferchirurg in Düsseldorf bekommen hat,
und freut sich zusammen mit Co noch mehr, daß sie nun ab Mai
schon den frei werdenden Platz Für sich nutzen können.

Helma ist endlich in ihr Haus umgezogen. In zwei Etappen
feiert sie ihren Einzug am 7. April. Erst mit Margit,
Maxe, Gustav und Klaus, dann bei Spagetti und Schweiger
mit den Pinklers, wobei Carlos als Groupie zu den
Pinklers zu zählen ist. Auf Rul warten wir vergeblich,
und er auf uns am Freizeitheim. Barbara kommt nicht, so
braucht sie sich auch nicht zu distanzieren.



Auftritte '95: Zur Zeit werden alle Pinklers-Auftritte
von Rul in die Wege geleitet. So auch der nächste im MUVI
und das Open Air in Buch a.B. Für letzteres hat über-
raschender weise Kaiser Heinz, alias Heiser Kainz mit
seiner Country Band "Bavaria Blue" (fast wie der Käse)
zugesagt, den Buchnern wirds gefallen. Heinz hat übrigens
vor 30 Jahren den Musikwettbewerb in der alten Isener
Turnhalle gewonnen, letzter war damals ein Talent namens
Peter Maffay geworden.

Fürs MUVI-Abbruchfest am 28. Mai sind die Pinklers wie ge-
schaffen. So haben wir bereits den Hirschwirt und das PINIC
beerdigt, wen noch alles werden wir überleben ?
Die Verhandlungen um die Band-Gage gestalten sich schwierig,
da der MUVI-Chef, der Sepp, ein ausgefuchster Hund ist und
ein letztes Mal Für sich allein abkassieren will. Als nun
am letzten Wochenende Helma und Stuff mit Rul ins MUVI mit-
fuhren, ließ sich Sepp gar nicht auf Verhandlungen ein,
sondern stellte der Helma und dem Stuff erstmal einen
Gratisschnaps hin, einen Schnaps, der es in sich hat, so
wie seinerzeit der "rostige Nagel".
Ergebnis: Helma will im MUVI nur Für 2000 DM auftreten,
oder gar nicht, der Sepp sei eine arrogante
Sau! Außerdem war sie, nachdem sie das Teufels-
zeug getrunken hatte, augenblicklich so heiser,
daß sie beim Starkbierfest beim Gipp am
nächsten Tag keinen Ton mehr singen konnte.


Ein kleiner Artikel im Dorfener Anzeiger schlägt am Freitag,
den 28. April wie eine Bombe ein. Die Gemeinde Isen kündigt
den Musikern im Freizeitheim den Übungsraum, der Raum wird
gebraucht Für die Isener Jugendfußballer.

Noch am selben Tag sprechen mich von den Fußballern der Mezi,
der Bürstling und der Raimund an: Sie hätten nie die Absicht
gehabt, uns den Raum wegzunehmen, vielmehr sei die Lage so,
daß der Bürgermeister uns Musiker von Haus aus heraussen
haben wollte und somit ein Raum frei wäre. Und wenn die
Fußballer ihn nicht nähmen, käme sonst wer rein. Sauer auf
den TSV werden wir erst am nächsten Tag, als wir eine andere
Version erfahren. Der Bürgermeister erklärt am Telephon, die
Fußballer bräuchten einen Raum, deshalb müßten wir raus.
Außerdem könnten die Musiker ja noch mit einem Brief an den
Gemeinderat Stellung nehmen. Margit will gleich mit einem
Zeitungsartikel Für uns kämpfen und recherchiert auf ihre
Art. Im Laden spricht sie Gemeinderat Oberpriller an, der den
Antrag Für den TSV gestellt hatte. Er gibt zu, daß der
Vorschlag, den Übungsraum der Musiker für die Jugendfußballer
zu ver wenden, von ihm stamme. Den Musikern schlägt er vor,
sich einen Übungsraum in einem alten Bauernhof oder im
Storchen-Bräu-Keller einzurichten. Ohne jetzt irgendwelchen
Streit mit den Fußballern anzufangen, der zu nichts führt,
werden wir uns darauf beschränken, für unseren Übungsraum zu
kämpfen, der Brief an den Gemeinderat ist bereits abgeschickt.
Übrigens ist Helma sauer, weil sie allein mit Margit den
Brief schreiben mußte und jetzt gerade die ihn kritisieren,
die keine Lust gehabt haben, beim Schreiben mitzuhelfen.


Ausnahmsweise etwas Erfreuliches:
In einer unvermutet kreativen Phase im Mai gelingt es den
Pinklers gleich 3 neue Stücke einzuspielen:

Da ist zunächst "Er ist dem Wahnsinn nahe", das aus einem
Versprecher von Rul entstanden ist und die Situation von
Nußrainer Helmut, einem Pinklers-Fan schildert. "Hast du
Probleme psychologischer Art, dann geh zu ihm, er ist ein
guter Psychopath." Das Lied "Keine Hand mehr frei" hatte ich
der Band schon mal vorgestellt, war aber damals durch-
gefallen. Jetzt aber, mit dem Reggae-Rhythmus von Rul ist es
ein echter Hit.

Der dritte Neuzugang "Rahulo" ist dadurch entstanden, daß ich
beim Osterurlaub am Gardersee die anderen immer mit der
Geschichte von Rahulo nervte, einer Geschichte die ich
zufällig in einem Philosophie-Buch gefunden hatte, das im
Bungalow irgendwo rumlag.



Raimund ruft mich an und versichert nocheinmal, daß der TSV
nie die Absicht gehabt hat, uns Musikern den Raum wegzunehmen.
Er verstehe nicht, daß die Musiker jetzt sauer auf ihn seien,
daß z.B. Rul ihn nicht mehr grüßt.

Auch bei einem Gespräch mit Meze wird deutlich, daß offen-
bar ein Mißverständnis zwischen Fußballern und Musikern vor-
liegt. Sein Vater hat nicht vergeschlagen, den Übungsraum
für die Fußballjugend zu verwenden, er hat nur einen Antrag
für einen Raum gestellt, da der Tagesordnungpunkt "Neuver-
teilung der Räume im Freizeitheim" gelautet habe. Hat uns
Margit vielleicht einen Schmarrn erzählt?


Dann war der MUVI-Auftritt:

Eigentlich sind schon viele Zuschauer beim Abschied vom MUVI
da, aber die meisten wollen den gewohnten und geliebten Techno.
So müssen sich die anwesenden 50 Pinklers-Fans schon mit
einem "Pinklers Pinklers RA RA RA" gegen die aufmüpfigen Kids
zur Wehr setzen. Ansonsten kommt wenig Stimmung auf, zumal
vor der Bühne die coolen Discjockies im ihren Glascontainer
postiert sind und somit jede Verbindung zum Publikum schon
räumlich fehlt.
Hier die positiven Aspekte des MUVI-Auftritts:
- MUVI-Chef Sepp zeigt sich großzügig und legt zur Gage von
600 DM noch 200 drauf. Sogar Helma ist nach der langen
MUVI-Nacht (bis 9.00 Uhr) nicht mehr sauer auf Sepp.

- Stefan, unser neuester Fan, mischt uns einen hervorragen-
den Bühnensound, draußen ist der Sound angeblich nicht
so gut.

- Keine Probleme mit Kurte.

- Nach dem Konzert wird es Für Christian und mich doch
noch ganz lustig, als wir mit der Rosi und der Schäfer Gabi
die Tanzfläche unsicher machen. Franz ist zu dem Zeitpunkt
schon im Bett, weil immer noch schwanger. Helma und Rul
halten natürlich bis zum Schluß aus. Stefan kommt extra,
nachdem er mit Kurte die Anlage zurückgebracht hat, zurück
ins MUVI, um wie immer noch jemanden aufzureißen. Barbara
muß noch auf irgendeine Prüfung lernen und ist ziemlich
früh schon weg.

- Meinen alten PC, der einer Showeinlage zum Opfer gefallen
ist, brauche ich nun nicht mehr entsorgen, das macht das
MUVI.


Gemeinderatssitzung am 30.5.95:

10 Musiker vom Freizeitheim sind anwesend, als über die
Vergabe des Übungsraums neu beraten werden soll. Offenbar
beeindruckt von solch einer Zuschauerschaft wollen die Räte
ihre Entscheidung revidieren und den Fußballern, Kesenheimer
sei Dank, den Raum der Pfadfindergruppe geben. Eine Ent-
scheidung fällt noch nicht, da der Bürgermeister "nicht den
selben Fehler machen will wie bei den Musikern", als die
die Entscheidung aus der Zeitung erfahren mußten.

Wir atmen alle 10 erleichtert durch, aber eigentlich hatte
ich sowieso ein gutes Gefühl, es regnete in Strömen, das ist
unser Wetter.

Daß wir anschließend noch in die untere Pizza gehen, um so-
zusagen auf den Erfolg anzustoßen, ist in Ordnung, daß sich
später Gemeinderat Wolfsbauer mit weiblicher Begleitung noch
zu uns an den Tisch setzt ist auch in Ordnung, aber daß wir
mit zu viel Wein erst um halb vier die Pizza verlassen, ist
unverzeihlich - Für Kopf und Leber.


Der Gedenkstein vorm Rathaus fiel einem Attentat zum Opfer,
Sachwert 3000 DM, ideller Wert für Ernstbrunn-Freunde: un-
schätzbar. Offenbar sind die Pfadfinder jetzt vom Rausschmiß
informiert worden.


- Lugge und Hanso beschweren sich bei Helma bzw. bei Rul, daß
im Getränkeautomaten DM 102.- abgehen. Helma und Rul gestehen
unabhängig voneinander sofort ein, daß die Pinklers mit einem
Trick, bzw. einem genialen Franz Bier heraus geholt haben und
es absichtlich solange geheim halten wollten, bis die Bottles
es merkten, haha.


Open Air in Buch am 24.Juni:
Die Unsicherheit, ob es nun stattfindet, bleibt auch noch am
letzten Tag. Das Wetter will und will einfach nicht schöner
werden in diesem beschissenen Früh-Sommer. Alles ist perfekt
organisiert und schon hergerichtet. Der SV Buch, allen voran
der Rahammer Albert, haben beste Arbeit geleistet - das Open
Air muß statt finden. Nur ein Kompromiß bewahrt uns
schließlich vor einem finanziellen Desaster. Anstatt Kurtis
PA-Anlage Für 950 DM gibt's nur eine für 150. Die würde genau
fürs kleine Bierzelt reichen und geht zur Not auch auf der
Bühne im Freien. Kurte ist nur enttäuscht, weil ihm das
schöne Geld durch die Lappen gegangen ist und strebt für's
nächste Open Air einen schriftlichen Vertrag an, der ihm in
einem solchen Fall eine Entschädigung garantiert.
Die eingeladenen Bands können sich entscheiden: Entweder zu
Hause bleiben oder für eine nicht garantierte Gage auf zu
treten und - alle kommen, alle wollen spielen. Die Harthauser
und Heart beats aus München, weil die von Haus aus froh sind,
wenn sie überhaupt irgendwo auftreten können und Bavaria
Blue, weil Kaiser Heinz sagt, ihm ginge es nie ums Geld, er
sei genau so wie Rul ein Vollblutmusiker.
Zum Glück regnet es nie richtig und so kann wie geplant das
Fest im Freien stattfinden - hier einige Fakten und Höhepunkte:

- Bei 5 DM Eintritt kommen 800 DM in die Kasse. Wie immer war
Schwager Stefan an der Kasse, diesmal aber auffallend gut
in einer Stimmung, die sich noch im Laufe des Abends zu
seinem vorläufigen Höhepunkt in diesem Jahr steigerte.

- Harthauser Gitarrist Stefan ruiniert seinen Verstärker. Die
Lötversuche kurz vor dem Konzert sind genauso wie seine
Ausstrahlung nur von mäßigem Erfolg (zufälligerweise hatte
Carlos seinen Lötkolben im Auto gehabt).

- Auch zwei Stromausfälle können nicht verhindern, daß die
Pinklers gut ankommen. Kritik von Keule: "Ihr habts de
andan drei Bands mit eira Art total überstrahlt, aber
ma hod gmerkt, daß musikalisch, technisch besser sei kannt
und i glab einfach, daß ihr faule Hund seids."

Kritik von Schäfer Walter: "Ihr habts mi wieda inspiriert."

- Die Quetschn-Babs kommt mit nassen Haaren genau zu ihrem
Auftritt, keine Minute zu spät, aber auch keine zu früh.

- Den Bavaria Blue hat's mit Sicherheit gut gefallen, obwohl
das Publikum zu dem Zeitpunkt bloß mehr Für Flüssiges
aufnahmefähig war und die meisten bereits in Disco-Zelt
feierten. Gerd der Gitarrist jedenfalls sagte, er werde ein
Lied über diesen unvergeßlichen Abend schreiben.

- Für Zimmerers war Familientreffen.

- Auch Ruls neue Flamme, die kleine blonde Sabine aus
Martinsried war da. Leider mußte sie nach dem Auftritt
schon wieder weiter und Rul sah sich von da an vielen
angetrunkenen Frauen ausgesetzt.

- Um halb fünf fuhren Christian, Gudrun, Doris und ich
nach Hause und waren fest im Glauben, Franz sei bereits
mit seiner Schwester heimgefahren. Als Christian und ich
aber am nächsten Tag um 14.00 Uhr zum Abbauen zurück-
kehrten, schlief Franz noch in seinem Auto. Daneben lag
eine abgestürzte Helma. Wir ließen Franz in Ruhe, weil
wir genau wußten, daß er diese zu Hause bei der Co
wahrscheinlich den ganzen Tag nicht mehr würde genießen
können.

- Wie ich von Rul erfahre, habe ich wieder das beste verpaßt,
als nämlich in den Morgenstunden noch eine Senfschlacht
stattgefunden hat. Der Viechter Wolfe soll ausge sehen
haben, wie wenn er komplett in ein Senfglas gefallen wäre.


Auftritt bei Dorothea Seror:

Endlich wieder einmal echte Hippies - in Burgrain ist Klein-
Woodstock. Dorothea hat ihre Studienkollegen von der Kunst-
akademie und die Mütter gegen Atomkraft eingeladen. Die
Pinklers brauchen keine Skrupel zu haben, denn die Gage von
600 DM wird nicht allein von der Sozialhilfe bestritten,
für das Fest haben insgesamt 4 Personen zusammengelegt.
Tagsüber herrscht Gluthitze, und genau an diesem Tag ist
das Fußballspiel Torpedo Belgien gegen FC Hobby Uni
Innsbruck. Rul, Franz und ich müssen antreten. Daß Torpedo
4:3 verliert ist mit Sicherheit nicht darauf zurück-
zuführen, daß Rul nur 1 Stunde geschlafen hat (Fest bei
Herbie) oder daß Franz nach 1 Stunde seine Fußballschuhe
wegen Blasen an beiden Füßen ausziehen muß und strumpf-
sockend weiterspielt (wie ich später von Co erfahre, hatte
Franz seine Schuhe erst kurz vor dem Spiel naß gewaschen).
Auf alle Fälle, nach ein paar Radlermaßen und anderen Maßen
im Bierzelt macht sich die ganze Bande auf nach Burgrain zu
Dorothea. Und just in dem Moment als die Pinklers aufgebaut
haben, kommt der erste Regenguß. Nur eine riesige Plastik-
plane verhindert den drohenden Abbruch. Nach 20 Minuten
macht der Regen Pause und es kann losgehen. Trotz auf der
Bühne ansteigendem Alkoholpegel und einem Schlagzeuger in
Birkenstock, trotz 100en von Kindern vor, hinter und auf
der Bühne und saudummen Discjockies macht der Auftritt
Riesenspaß. Und noch besser wird es, als der Regen erneut
einsetzt, die Plane wieder von Partygästen über die Bühne
gehalten wird und die Pinklers nicht aufhören zu spielen.
Jetzt macht es auch Rul nach 10 Jahren bei den Pinklers zum
ersten Mal so richtig Spaß auf der Bühne, vielleicht auch,
weil plötzlich der Burgmair Hans sich zu uns auf die Bühne
gesellt und das Baßspielen übernommen hat.

Anschließend wird noch richtig gefeiert, d.h. zum Essen
gibt es nichts mehr, aber dafür geht das Bier bald aus. Der
Grappa von Stefan schmeckt hervorragend, hat aber eine
verheerende Wirkung, vor allem auf verheiratete Ehemänner
mit nüchternen Mägen.

Ein richtiges Kompliment bekommen wir von einem Münchner
Partygast: "Das eine Lied von euch mit dem Politiker war
affengeil, ich spritz ab."

Weitere Höhepunkte des Festes wollen mir beim besten Willen
nicht mehr einfallen, ich weiß nur noch, daß Dorothea schon
soviel abgenommen hat, daß sie mittlerweile gar keinen
Busen mehr hat und dies auch noch mit einem hautengen
Kleidchen betont.



Das Cover für die Pinklers-CD macht Fortschritte. Conny,
die Untermieterin von Franz und Lehrerin der 4a hat uns
von ihren Schülern zeichnen lassen und eins von den kleinen
Kunstwerken wird für die CD ausgewählt.



Jetzt ist es amtlich. Die Pfadfinder müssen ihren Raum
bis Mitte August räumen. Die Jugendfußballer bekommen so
ihren ersehnten eigenen Raum und die Musiker behalten den
ihren - zumindest so lange wie die Jugendfußballer keinen
zweiten eigenen Raum brauchen.



Der August hat es in sich:


Rul und Carlos gehen mit den Stones auf Tournee zum
Zeltwegring, nach München und nach Prag. In Prag sind
130 000 Zuschauer, die Hälfte davon sind Deutsche, darunter
auch Christian mit Schwester und Albert mit Frau.
Die gigantische Bühne läßt keine Wünsche mehr offen und
die Stones spielen 'This could be the last time'. Einziger
Nachteil: Wir kommen das ganze Konzert über zu keinem Bier
und die Stones-T-Shirts sind ausverkauft.


Jakob ist da! Der erste Pinklers-Nachwuchs kommt genau
an dem Tag, wo die Stones in München spielen - wenn das
kein gutes Omen ist. Die Vaterfreuden machen Franz so sehr
zu schaffen, daß er nur mit Mühe und Not das Konzert beim
Datscher spielen kann. Das mit dem Kinderkriegen, so die
Aussage von Franz, habe er sich ganz anders vorgestellt.


übrigens hat Franz sämtliche Wetten verloren:
50 l Bier an Cool, weil er bis zum 1. August nicht abgenommen
hat, 1 Flasche Schnaps an Doris, weil er im Gegenteil noch
zugenommen hat und schließlich verliert er noch die Wette
mit Rul, weil Jakob ein Junge ist.


- Beim Datscher auf dem Uferlosen-Fest sind weniger Gäste
als erwartet, aber trotzdem nehmen wir über 500,- DM ein.
Kassier ist Barbara, weil sie wegen ihrer Armverletzung
nicht spielen kann.

Helma ist enttäuscht, weil ihr neuer Freund Jock sie zum
ersten Mal singen hört und  n i c h t  lobt.

Carlos kritisiert unsere Cover-Version von Basket-Case
und einige glauben, Albert stehe beim zweiten Teil total
besoffen auf der Bühne.

Im Großen und Ganzen ist der Auftritt aber gelungen, nur
Albert und Christian fühlen sich beim Abbauen wie immer
ziemlich allein gelassen.



Rul ist jetzt schon über sechs Wochen mit der kleinen
Sabine aus Martinsried zusammen. Jetzt wird's langsam
ernst, auch deswegen, weil Rul ab 1. Oktober eine eigene
Wohnung bekommen soll - und das ist wirklich sensationell.



5.9.95:

Alle 4 männlichen Pinklers gehen zufällig am gleichen
Tag zum Haarschneiden. Rul und Christian zur Barbara,
Franz und Albert zur Rosi - frisch geschert ist halb
gewonnen.
Am Freitag darauf spielen die Pumpkins beim Gipp auf der
Geburtstagsfeier vom Unterbichler Wast. Da zufällig auch
Christian und Albert anwesend sind, Kartenspezi Rul war
sowieso eingeladen, ist schnell eine Einlage abgesprochen
und zusammen mit'm Hupfer Max und dem Lechner Hans machen
die Pinklers Stimmung und Werbung Für sich selbst - RARARA.


31.10.95:

Franz und Co feiern Hochzeit beim Gipp. Hier einige
Höhepunkte:

- Circus und Anhang singen den beiden die Moritat von Franz
und Co, die eigentlich recht lustig gewesen wäre, aber
Circus und Anhang machen anschließend einen riesengroßen
Fehler:

Sie schenken den beiden ein Wochenende in Venedig. Eine
genauere Schilderung dieser Tortur ist bei Franz zu
erfragen, aber aufgepassen, daß diese nicht zur Tortur
wird.


- Die Pumpkins, allen voran der Hupfer Max sind in
bester Spiellaune und lassen sich diese auch nicht
verderben als Franz das Schlagzeug stürmt und es in
bester Pinklers-Manier bearbeitet.

Daß die Pinklers dann noch eine Einlage gebracht haben,
daran kann sich keiner mehr so recht erinnern, am
weingsten die Pinklers selbst.

Aber bevor jetzt jemand lacht, wie zum Beispiel die Co,
möchte ich darauf hinweisen, daß eben diese Co,
offensichtlich aufgrund neunmonatiger Abstinenz den
Alkohol nicht mehr vertragend schwupp di wupp unters
Buffet rutschte und dort liegengeblieben wäre, wenn nicht
ihr Ehemann sie rechtzeitig entdeckt und nach Hause
geschickt hätte.


- Das Buffet ist hervorragend, aber nicht nur weil
man darunter hervorragend schlafen kann, sondern weil
einfach alles eßbar ist und nicht ausgeht.


- Christian ist nicht dabei, weil er es vorzog, sich
im sonnigen Athen einer verschlampten Vereinsbank
filiale anzunehmen und dieser die neue Vereinskultur
beizubringen.

Übrigens:
Als Christian uns seinen Ausflug ankündigte,
freuten sich alle für ihn, nur er selbst nicht.


- Franz verläßt wie angekündigt als letzter seine Hoch-
zeitsfeier. Als er, zu Hause angekommen, ins Ehebett zu
Co will, findet er dieses bereits belegt mit Schwägerin
Inge und Schwager Andrew. Weil auch das obere Zimmer mit
den Schwiegereltern belegt und die Couchen im unteren
Zimmer von den Nichten besetzt sind, bleibt Franz nur
noch eine einzige Mög lichkeit, wo er seine Hochzeitsnacht
verbringen kann: auf dem Schafwollteppich im Wohnzimmer.



- Nachdem sich die längste Sommerpause seit Pinklers-
Gedenken langsam dem Ende nähert, fragt Franz bereits
nach, wann die Winterpause nun endlich losgehe.



- Erst nach mehrmaligem demokratischem Abstimmen innerhalb
der Band steht fest: die CD kommt raus. Helma ist sauer,
weil sie überstimmt wurde und glaubt sich einem Komplott
gegen sie ausgesetzt - die spinnt die Helma.



- Obwohl Stefan sich mit Brezn und Kurti nicht mehr versteht
(sie wollen Stefan nicht mehr ins Studio lassen und Stefan
findet beide "zum Kotzen"), schafft er es irgendwie eine
DAT-Cassette Für die CD zusammenzubasteln. Endlich kann die
Produktion losgehen.

Leider wird die CD nicht mehr rechtzeitig fertig für's
Weihnachtsgeschäft, aber dann halt für's Faschingsgeschäft -
paßt eh besser...
 

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