Melusina –
die Rückkehr der Seejungfrau
(Rock-Musical)
Nichts los im Isental (Weltumsegler)
Durch die Mangel getrieben (Finanzier Mangel)
Das haben wir uns verdient (Weltumsegler)
Das Leben ist zu kurz (Markträtin)
Spreiz die Flosse (Bürgermeister, Mangel und Melusina)
Am Ende nur siegt die Natur (Melusina)
Der Boom boomt (Bürgermeister)
Verstehen und Begreifen (Melusina)
Bloß nicht im Isental (Finale)
Weltumsegler und Lebemann Georg Duin kehrt nach Isen
zurück. Mit dabei ist eine neue Freundin namens Melusina. Es gelingt ihm, den
Bürgermeister zu überzeugen, in Isen ein Freizeitparadies mit überdachtem
Strandbad zu realisieren. Vor allem die Markträtin Ingeborg Maier-Einzig ist
begeistert von Duins Visionen. Dazu wird eine alte Planung neu aufgelegt, die
einen Isen-Stausee vom Tennisplatz bis Burgrain vorsieht. Argumente für das
Projekt sind die hohe Verschuldung der Gemeinde und die große Nachfrage nach
Freizeitangeboten. Entscheidend aber ist eine abgesicherte Finanzierung durch
den Privatbetreiber Mangel. Dieser bringt nicht nur das notwendige Geld mit,
sondern auch die Ideen zur Realisierung. Ruckzuck wird ein Staudamm gebaut und
ein überdachtes Strandbad mit Palmen angelegt. Ausgerechnet für Melusina, die
sich als einzige gegen das Vorhaben ausspricht, hat sich Mangel etwas
besonderes ausgedacht. Sie soll als „lebende Seejungfrau“ zur
Touristen-Attraktion werden. Alles läuft wie geplant.
Der neue Reichtum hat aber seine Schattenseiten: Isen
wird überschwemmt mit Touristen und neuen Hotelanlagen. Zudem verfallen die
Sitten: Mangel lädt ein zu Festen im Ballermann-Stil, die Markträtin wirft sich
dem Weltumsegler an den Hals. Melusina fühlt, dass sie ihre Rolle als
Seejungfrau nicht nur gerne spielt, sondern förmlich lebt. Sie wird mehr und
mehr zur Mahnerin und Anwältin der Natur. Mangel sieht Melusina zunehmend als
Gefahr, zumal immer mehr Bürger sich gegen das Strandbad zur Wehr setzen. Als
Mangel ihr heimlich folgt, wird er Zeuge, wie sich Melusina in eine echte
Seejungfrau verwandelt. Melusina bemerkt
dies und prophezeit großes Unglück. Prompt ziehen Unwetter auf und
eine Jahrhundert-Überschwemmung zerstört das Freizeitparadies und den halben
Ort. Jetzt erkennen alle, dass es besser gewesen wäre, auf Melusina zu hören.
Melusina gilt als vermisst. Doch dann wird im Rest-Stausee eine Seejungfrau
gesichtet ...
1: Der heimgekehrte
Weltumsegler zeigt seiner Freundin Melusina, wo er aufgewachsen ist und
schwärmt ihr von Isen vor. Die Wirklichkeit ist aber ernüchternd Nichts los im Isental.
Melusina ist dennoch sehr beeindruckt, vieles kommt ihr vertraut vor.
2: Alte Bekannte und
Freunde kommen dazu, wärmen alte Geschichten auf. Der Weltumsegler erzählt von
fernen Ländern und herrlichen Stränden und erwähnt dabei seine Vision von einem
Strandbad in Isen. Alle sind begeistert und wollen den Plan verwirklicht sehen.
3: Der Bürgermeister
und seine Markträtin werden dazugeholt. Der Weltumsegler überzeugt den
Bürgermeister, das Strandbad zu bauen. Vor allem die Markträtin ist beeindruckt
vom Weltumsegler
Visionen machen
sexy. Zwei Gemeindediener holen eine Kiste mit dem alten Plan. Melusina
ist die einzige, die das Projekt bedauert, da es gegen die Natur gerichtet ist.
4: Der Finanzier und
Betreiber Mangel tritt auf und stellt sich vor
Durch die Mangel
getrieben. Anschließend erläutert er die Details des Stausees samt
Strandbad. Währenddessen werden die Kulissen, seinen Erläuterungen folgend,
umgebaut, bis das fertige Strandbad steht.
5: Die
Eröffnungsfeier gerät zu einer Party im Ballermann-Stil Das haben wir uns verdient.
Besoffene grölen rum, eindeutige Angebote werden gemacht und angenommen.
Melusina, im neuen Job als Seejungfrau, wird bestaunt, aber auch angepöbelt.
Melusina reagiert gelassen.
6: Als die Party
ausklingt, gesteht die Markträtin dem Weltumsegler ihre Liebe. Dieser zeigt
sich nicht abgeneigt und geht ins Hotel voraus Das Leben ist zu kurz. Die
Markträtin folgt dem Weltumsegler ins Hotel.
7: Mangel amüsiert
sich darüber und macht sich zusammen mit dem Bürgermeister plump an Melusina
heran Spreiz die
Flosse. Beide sehen ein, dass sie nicht landen können und verschwinden
ebenfalls ins Hotel.
8: Als endlich Ruhe
einkehrt, singt Melusina Am Ende nur siegt die Natur und offenbart dabei ihre Vorahnung,
das etwas in ihr schlummert. Mangel beobachtet dies und macht sich Gedanken.
9: Am nächsten
Morgen verlassen Mangel, Weltumsegler und Bürgermeister zufrieden das Hotel.
Zwei Gemeindediener überbringen gute Nachrichten vom Erfolg des Strandbads und
dem wirtschaftlichen Aufschwung, es wird richtig Geld gescheffelt. Der
Bürgermeister ist begeistert Der Boom boomt.
10: Melusina macht nachdenklich
einen Rundgang durch Isen und trifft dabei auf Bürger, die das Strandbad gar
nicht so toll finden. Sie wollen sich gegen eine Zerstörung der Heimat wehren.
Auch auf Mangel und den Bürgermeister trifft sie und beschwert sich.
11: Entmutigt lässt sich Melusina
auf ihrem Stein nieder und singt Verstehen und Begreifen. Dabei vollzieht sich ihre
Verwandlung zur Seejungfrau. Als sie bemerkt, dass sie von Mangel beobachtet
wird, prophezeit Melusina großes Unglück.
12: Dann passiert die
Katastrophe: Unwetter ziehen auf und ein Jahrhundert-Hochwasser lässt den Damm
brechen. Halb Isen wird überschwemmt, das Strandbad komplett weggerissen.
13: Nachdem sich das Unwetter
beruhigt hat, treffen sich alle Beteiligten an der Unglücksstelle und gedenken
Melusina. Sie gilt als vermisst. Doch dann wird im Rest-Stausee eine
Seejungfrau gesichtet ...
Finale:
Alle singen quasi als Zugabe Bloß nicht im Isental
Melusina Franziska
Wolf
Markträtin Ingeborg Maier-Einzig Sabine
„Biensche“ Fellermayer
Weltumsegler Georg Duin Wolfgang
„Wolle“ Eisenmann
Bürgermeister (ohne Namen) Rull
Kellner
Finanzier Mangel Albert
Zimmerer
Bursche Gustav
Alber
Bedienung Elli Gisela
Geiger
Schulfreund 1 Susanne
Fehmer
Schulfreund 2 Stefan
Panhauser
2 Gemeindearbeiter Tobi
Röder und Matthias Nirschl
Touristen-Gruppe alle
Verfügbaren
Mann Stefan Panhauser
Alte Frau Gisela Geiger
Taucher Stefan Panhauser
(von Oli Zacherl)
Hinweis: Alle
Rollen bis auf Melusina sollen bayrisch gesprochen werden.
Weltumsegler: Melusina,
Liebling komm. Es wird dir gefallen. Die schönen kleinen Häuser und Gassen. Es
ist ein herrlicher, liebenswerter Ort. Hier bin ich geboren, hier habe ich
meine Kindheit und Jugend verbracht.
Melusina: Ich weiß Georg, ich
weiß. Aber sind wir nicht bald da? Ich bin ja gespannt. Außerdem würde mich mal
brennend interessieren, warum du denn eigentlich weggegangen bist, wo es doch
so schön ist in Isen.
Der Weltumsegler wiegelt ab. Man spürt das er den
wahren Grund nicht nennen will.
Weltumsegler: Ich
wollte einfach hinaus in die weite Welt, fremde Länder und Kulturen kennen
lernen. Wie das halt eben so ist, wenn man jung ist. Sieh doch, ich glaube, wir
sind fast da, ach was sag ich, wir sind schon mittendrin.
Melusina: Ha, ja tatsächlich.
Georg, sieh nur, was ist das hier. Ist das eine Seejungfrau?
Weltumsegler: Das
ist das Isener Wappen. Schön nicht wahr. Es stellt eine Jungfer dar, die zwei
Fischschwänze in den Händen hält.
Melusina: Also, obwohl das eine
seltsame Kombination ist, irgendwie gefällt es mir, so als würde ich ein altes,
vertrautes Bild hervorholen, das ich längst vergessen hatte.
Also, was ist jetzt Georg?
Was ist denn nun mit deinem schönen Isen? Für einen Freitag Abend scheint ja
nicht gerade viel los zu sein hier. Tote Hose würde ich sagen.
Nichts
los im Isental
Schulfreund
1: Mensch
wenn des nicht der Georg ist. Schaut’s euch des an Leut. Der Georg ist da!
Bedienung: Ja
servus Georg. Fesch schaust aus mit deiner Seemannskluft. Wer ist das denn? Ist
des deine Frau?
Melusina: Hallo alle miteinander.
Ich bin die Melusina, die Freundin vom Georg. Ich bin 170 groß und meine Maße
sind 90-60-90. Ich glaube an Gott, den Teufel und an meine Tarotkarten. Und ich
bin nicht schwanger. Noch Fragen? Na wunderbar. Schön ist’s bei euch hier.
Bedienung, ein frisches, kühles Bier bittschön.
Weltumsegler: (grinst)
Tja, dem ist nichts hinzuzufügen. Grüß euch Gott alle miteinander. Elli, mir
bringst bitte auch ein Bier.
Schulfreund
2: Ja
Georg, jetzt sag doch, warum bist du denn wiedergekommen. Isen ist ja ganz
nett. Aber im Vergleich zu dem was du gesehen haben musst?!
Weltumsegler: Eben
deswegen!. Ich habe ein paar bombastische Ideen im Gepäck, ihr werdet staunen.
Isen wird bald in ganz Bayern bekannt sein. Wir machen aus Isen ein Paradies,
ein Freizeitparadies. Mit gutgehenden Geschäften, Promenaden, Parkhäusern,
Hotels. Wir werden alle leben wie die Made im Speck.
Zwischenzeitlich
wird der Bursche geschickt, um den Bürgermeister und die Markträtin zu holen.
Schulfreund
1: Ein
Freizeitparadies? Ja und was soll denn die Hauptattraktion sein, vielleicht das
Müllner Bründl, oder wie soll das gehen?
Grosses Gemurmel.
Getränke werden aufgetragen.
In der
Zwischenzeit kommen der Bürgermeister mit seiner Markträtin heran und schließt
sich den anderen an.
Bürgermeister: Ja der
Weltenbummler ist zurückgekehrt. Grüß Sie Gott Herr Duin. Wie man hört, haben
Sie große Pläne für unser wunderbares Isen mitgebracht.
Markträtin: Ah Herr Duin, oder darf ich Sie
Georg nennen. Ganz wunderbar steht Ihnen Ihr Seemannsanzug. Ach ich liebe
welterfahrene Männer. Erzählen Sie uns doch mehr von Ihren Visionen.
Weltumsegler: Madame,
Monsieur. Küss die Hand gnä Frau. Aber gerne. Sehen Sie, ich will aus Isen eine
aufstrebende Metropole machen. Der Sand in unserem Strandbad wird in einem
Atemzug genannt werden mit den Stränden von St. Tropez und der Cote dŽAzur. Aus
seinem Dornröschenschlaf will ich es erwecken. Isen wird aufblühen, wachsen und
gedeihen. Der Wohlstand wird Einzug halten, die Zukunft eurer Kinder wird
gesichert sein. Wir werden ein Paradies erschaffen, ein Freizeitparadies.
Unsere Taschen werden prall gefüllt sein. Armut und Arbeitslosigkeit wird es
nicht mehr geben.
Visionen
machen sexy
Melusina: Aber seht Ihr denn
nicht, dass euch die Habgier alle schon fest im Griff hat. Ist euch nicht
bewusst, wie sehr ihr den natürlichen Kreislauf stören werdet. Ihr vergewaltigt
die Natur.
Geht
es doch erst einmal langsam an.
Bürgermeister: Aber junges
Fräulein, wir können nicht mehr warten. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Die
Kassen sind leer, und nicht nur das, die Schulden drücken uns langsam zu Boden.
Wir sind ein sterbender Ort. Wir brauchen dieses Strandbad.
Weltumsegler: Keine
Angst Melusina, ich verspreche dir acht zugeben auf die Natur. Verlass dich auf
mich. Mir geht es nicht um Geld, mir geht es um die Menschen, die hier leben.
Bürgermeister: Ich bitte Sie
Herr Duin. Bleiben wir doch bei der Sache. Haben Sie schon konkrete Pläne?
Weltumsegler: Pläne?
Herr Bürgermeister, die Pläne dafür gibt es schon sehr lange. Der Entwurf für
ein Strandbad, ermöglicht durch einen Stausee, wurde bereits von meinem
Großvater eingereicht. Sehen Sie Ihre alten Unterlagen durch. An den Berechnungsgrundlagen
dürfte sich im großen und ganzen nichts geändert haben.
Bürgermeister: Lasst sofort die
Unterlagen heranschaffen. Na los, beeilt euch.
Eine große
Kiste wird hereingetragen. Der Weltumsegler stürzt sich hinein und allerlei
wird nach draußen geworfen. Dann Stille und ein Triumphruf.
Weltumsegler: Ich habe
Sie ...!!
Klettert
heraus, voll mit Spinnweben oder ähnlichem..
Bürgermeister: Großartig
..wunderbar.. Nach meinen groben Schätzungen belaufen sich die Baukosten aber
auf etwa 70 Millionen Euro. Oh mein Gott, das können wir niemals finanzieren,
selbst wenn ich auch noch das letzte Tafelsilber verkaufe.
Weltumsegler: Sie
haben recht. Wir brauchen einen Finanzier.......einen der kein Risiko scheut,
der nicht viele Fragen stellt, sondern das Scheckbuch zückt.
Auftritt Mangel
....
Durch
die Mangel getrieben
Bürgermeister: Wunderbar,
wunderbar Herr Mangel, Sie kommen wie gerufen. Wir sollten sofort einen Termin
vereinbaren, um mit der Planung zu beginnen.
Mangel: Termin?
Ha, ich bin ein Mann der Taten. Sofort wollen wir beginnen. Ah, die Pläne
liegen ja schon vor. Überlassen Sie das ruhig mir, treten Sie zur Seite, es
geht schon los...
Fliegender Aufbau der Szenerie mit Kommentaren von
Mangel und Weltumsegler
z.B.
Unterwassertennis ... wundervoll
... kein Problem .......
ein Hotel mit
Spielkasino.. bitte sehr hier drüben.
Strandbad mit
feinstem Meeressand .. wenn’s sonst nichts ist ....
Seejungfrau als
Touristen-Attraktion ... das wäre doch was für Melusina ...
Weltumsegler: Unglaublich,
seht euch das an, ein Paradies ...Das muss gefeiert werden...
Das
haben wir uns verdient
Partysong
klingt noch einige Zeit nach...Georg und die Markträtin sondern sich von den
anderen ab. Es wird geflirtet...
Markträtin: Also Herr Duin, Sie sind ja
wirklich ein weltgewandter Mann. Sie können wirklich alles.
Weltumsegler: Aber Frau
Maier-Einzig, nennen Sie mich doch Georg.
Markträtin: Also gut Georg, aber dann musst du
auch mich beim Vornamen nennen. Ich heiße Ingeborg. Du kannst wirklich
wundervoll tanzen, so rhythmisch, man spürt, dass du ein Mann mit Temperament
bist.
Weltumsegler: Dieses
Kompliment kann ich nur erwidern. Sie, ich meine Du bist eine sehr reizvolle
Frau. Dein Mann ist ein echter Glückspilz.
Markträtin: Pahh mein Mann, der hat schon lange
kein Interesse mehr an mir. Er ist ständig bei irgendwelchen wichtigen Meetings
mit noch wichtigeren Leuten.
Weltumsegler: Was hältst
du davon wenn wir uns das neue Hotel einmal von innen besehen. Wir könnten dort
vielleicht an der Bar viel ungestörter miteinander reden. Ich werde mich wohl
auch dort einquartieren. Ich würde nur vorher gerne noch unter die Dusche
springen. Was meinst du, in einer Viertelstunde an der Bar? Falls ich noch
nicht fertig bin, würdest du mich abholen...??
Markträtin: Aber Georg, ich bin doch
verheiratet. Was sollen denn die Leute denken..
Weltumsegler: Ich
weiß, ich kann schweigen wie ein Grab. Überleg es dir. Vielleicht bis später.
Das
Leben ist zu kurz
Gegen Ende des Liedes nähert sich die Markträtin dem
Hoteleingang. Man sieht, dass sie vom Bürgermeister und dem Finanzier Mangel
beobachtet wird.
Dann
verschwindet die Markträtin im Hotel.
Mangel: Teufel,
Teufel, haben Sie das gesehen. Duin ist wirklich ein Fuchs, er versteht es, die
Menschen zu begeistern. Wie man sieht, fällt im das auch bei Frauen nicht
schwer.
Bürgermeister: Ja, ja, Sie haben
recht Herr Mangel. Aber wer weiß, wozu uns diese Information zu nutze sein
kann. Apropos, ist Ihnen auch aufgefallen, dass sich Duins kleine Freundin
nicht besonders erwärmen kann für unser Projekt?
Mangel: Da
muss ich Ihnen beipflichten, wir dürfen Sie nicht unterschätzen. Sie kommt auf
Ihre Art sehr gut an, besonders bei den einfachen Leuten. Sie könnte sich zu
einem ernsthaften Problem entwickeln.
Bürgermeister: Sehen Sie nur,
wie sie sich räkelt auf dem Stein. Eins muss man ihr lassen, sie hat
Ausstrahlung und sie sieht sehr gut aus. Sehr appetitlich. Ich kann nicht
leugnen, dass ich ein Auge auf sie geworfen habe.
Mangel: Wie
recht Sie haben. Ich finde, wir sollten uns das Mädchen einmal näher
betrachten. Die Gelegenheit ist günstig. Wir haben sozusagen frei Fahrt. Herr
Bürgermeister, darf ich Sie zum Buffet bitten, es ist angerichtet.
Spreiz
die Flosse
Bürgermeister: Sieht ganz so
aus, als ob Sie nicht will. Kommen Sie Herr Mangel, lassen wir diese prüde
Zicke und sehen uns mal an der Hotelbar um, vielleicht gibt es dort noch etwas
zu ergattern.
Mangel: Ja,
lassen Sie uns gehen. Ich lade Sie ein. Wie wär’s mit einem guten Scotch und
einer schönen Zigarre?
Bürgermeister: Da sag ich nicht
nein, gehen wir.
Beide gehen
Richtung Hotel. Als Sie den Eingang erreicht haben, bleibt Mangel stehen:
Mangel: Gehen
Sie schon einmal vor, werter Herr Bürgermeister, ich hole noch meinen Mantel
von der Beach Bar, nicht dass ihre fleißigen Leute ihn morgen früh entsorgen.
Von nun an hört
man die Gedanken von Mangel und Melusina:
Mangel: Dieser
Möchtegern-Lokalpolitiker frisst mir aus der Hand. Mit ihm werde ich leichtes
Spiel haben, wenn erst mal der Rubel rollt. Duin muss nur mit ausreichend
Weibsvolk versorgt werden, das vernebelt die Sinne. Nur dieses Mädchen Melusina
bereit mir Sorgen. Allein bei diesem Namen klingelt es in meinem Kopf. Noch
kann ich es nicht greifen. Ich muss Sie im Auge behalten.
Melusina: Oh diese Narren, spürt
denn hier keiner, dass mit dem sauberen Herrn Mangel etwas nicht stimmt. Aus
dem Nichts ist er erschienen, und wie der Bürgermeister an seinen Lippen hängt.
Auch Georg erkenne ich nicht wieder, was ist nur mit ihm. Ich sollte ihn wohl
besser vergessen.
Mangel: Wie
sie daliegt, als würde sie ein Zwiegespräch mit sich selbst führen. Verdammt,
wenn ich nur wüsste...ah, jetzt habe ich’s: die Melusinen Sage. Melusinen sind
Frauen, die nachdem Sie ihre Unschuld verloren haben, sich nachts in Nixen
verwandeln...
Nun, noch schein es so, als
ob Herr Duin noch gar nicht zum Zuge gekommen ist .
Melusina: Eigentlich dachte ich,
dass er der Richtige für mich ist. Ich wollte mir doch meine Unschuld bewahren
für den einen Auserwählten. Na, wer weiß, wofür es gut war. Er hat sich
jedenfalls die größte Mühe gegeben. Und ich muss sagen, beim zweiten mal war es
schon viel besser. Ich fühle mich wie ausgewechselt seitdem...so als würde ich
viele Dinge erahnen, bevor Sie geschehen... Mit Isen wird es auch kein gutes
Ende nehmen.
Am Ende
nur siegt die Natur
Mangel: Schlaf
nur ruhig mein Kind. Sei dir
sicher, ich werde dich gut im Auge behalten.
Blende Ende
erster Tag
Sonnenaufgang.
Vögel zwitschern. Gemeindearbeiter treten mit Besen auf und machen sauber.
Bürgermeister, Mangel und Weltumsegler treten voller
Energie und Elan vor das Hotel, Zigarren im Mundwinkel, Daumen in die Weste gespreizt.
Weltumsegler: Sehen
Sie nur meine Herren, das Strandbad beginnt sich auszuzahlen. Wie ich hörte,
sind bereits heute Nacht die ersten Reisebusse mit Gästen eingetroffen. Die
Frühstückshalle des Hotels war voll vorhin.
Die ersten
Touristen erscheinen auf dem Platz.
Bürgermeister: Sie hatten Recht
Herr Duin, der Laden brummt. Sehen Sie doch nur.
Mangel: Meine
Herren. Glückwunsch. Ich sage Ihnen, das ist die Lizenz zum Gelddrucken.
Nun werden Schubkarren
(Holz?) beladen mit Geldsäcken hereingefahren.
Der Boom boomt
Wenn der Song
zu Ende ist, sind alle abgezogen. Zurück bleiben Müll und Verwüstung.
Melusina tritt
auf.
Sie geht langsam
und bedächtig über den Platz. Sie trifft auf verschiedene Personen. Durch die
kurzen Dialoge wird klar, dass der plötzliche Wohlstand auch seine
Schattenseiten hat.
Melusina: Hey, warum weinst du denn?
Bursche: Ach, ich weiß
auch nicht. Seitdem meine Eltern beide im Strandbad arbeiten, sind sie am Abend
nur noch müde und wollen ihre Ruhe haben. Ich bekomme jetzt zwar viel mehr
Taschengeld als früher, aber dafür bin ich nun auch öfter allein als früher.
Melusina
tröstet den Jungen, Kopf streichelnd, geht dann weiter.
Alte Frau steht
mit einem kleinen Koffer am Straßenrand geht gebückt.
Melusina: Hallo, was ist mit
Ihnen, wollen Sie verreisen? Das ist doch ein Grund zur Freude.
Alte
Frau: Nein
ich verreise nicht. Ich hab mein kleines Häuschen räumen müssen, weil dort noch
ein Hotel gebaut werden soll. Man hat mir einen Platz im Seniorenzentrum
reserviert. Aber ich will da nicht hin.
Melusina tröstet wieder. Ein Mann kommt mit einem
Korb / Schubkarre (?) voller toter
Fische.
Melusina: Hallo, das sind aber viele Fische.
Machen Sie ein Festessen heute?
Mann: Nein
mein Kind. Das sind tote Fische aus meinem Teich. Die Gemeinde kommt mit dem
Ausbau der Kanäle nicht nach, und so leiten die Hotels ihre Abwässer derweil in
die Bäche.
Der Mann geht weiter und Melusina bleibt alleine auf
der Bühne.
Geht zum Hoteleingang
Melusina: Seht
ihr denn nicht, was ihr anrichtet. Mit euer Gier nach Macht und Geld. Ihr
zerstört Mensch und Tier. Kehrt um, stoppt diesen Wahnsinn, bevor es zu spät ist.
Die Natur wird nicht zulassen, dass ihr sie dem Reichtum opfert
Aus dem Hotel
kommen Bürgermeister, Mangel, Weltumsegler, Markträtin.
Bürgermeister: Was schreist du
hier so herum, Kind? Du störst unsere Gäste.
Mangel: Was
soll dieses alberne Geschwätz über die Natur. Hier geht es um Arbeitsplätze, um
Steuern für die Gemeinde, die zum Wohle aller genutzt werden können.
Weltumsegler: Herr
Mangel hat recht, Melusina. Wir können eine neue Schule bauen, einen neuen
Sportplatz. Das neue Einkaufszentrum ist auch bald fertig. Was hast du nur?
Melusina: Georg, auch du? Du bist
dem Mammon auch schon verfallen, und nicht nur dem, wie man sieht.
Wendet sich ab von
den Vieren und will gehen.
Weltumsegler: Melusina!
So bleib doch! Komm herein zu uns. Lass uns feiern. Sei doch vernünftig.
Markträtin: Lass Sie ziehen. Gehen wir wieder
hinein, wir wollten uns doch gerade über unsere Zukunftspläne unterhalten.
Melusina geht entmutigt davon und lässt sich auf
einem Stein nieder.
Verstehen
und Begreifen
Mangel hat sich in der Zwischenzeit angeschlichen und
beobachtet die Verwandlung.
Als Melusina
mit ihrem Lied zu Ende ist, entdeckt sie, dass sie von Mangel beobachtet worden
ist.
Melusina: Du Unglückswurm hast
mich beobachtet! Nun muss ich für immer eine Seejungfrau bleiben. Das sollt Ihr
büßen. Die Natur wird sich rächen für das, was du und die anderen ihr angetan
habt.
Wind wird laut und steigert sich zum Sturm. Die
Bauten beginnen einzustürzen.
Am Ende ist Melusina verschwunden. Alle Teilnehmer
sind nun auf der Bühne, man sieht ihnen deutlich den Schreck an und die
Kleidung ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Mangel ist auch
verschwunden.
Weltumsegler: Sind
alle da? Fehlt jemand? Fragt herum, kümmert euch um eure Nachbarn. Wo ist
Melusina? Hat jemand Mangel gesehen?
Markträtin: Ich
habe ihn vorhin gesehen, als er einen Mann aus seinem Wagen zerrte, um selbst
damit wegzufahren.
Bursche: Seht
doch, dort draußen auf dem See, da winkt doch jemand.
Weltumsegler: Das
ist Melusina! Schnell, lasst uns mit einem Boot hinausfahren.
Markträtin: Lasst
sie. Sie ist nun dort, wo sie hingehört. Genau wie ich hat Sie ihren neuen
Platz gefunden.
Abschlusslied
Bloß
nicht im Isental
ENDE
Komposition Timmy
Hölter, Mane Mildenberger, Albert Zimmerer
Arrangements Timmy
Hölter, Mane Mildenberger
Texte Albert
Zimmerer
Die Marktnacht und das Waldfest klar,
die gibt es grad einmal im Jahr.
Das Volksfest gleich mit Überschwang
geht da schon fünf Tage lang.
Der eine liebt die frische Luft,
der andere den Blumenduft.
Bloß ist der Beigeschmack recht fahl,
nichts los im Isental.
Nichts los im Isental!
Nichts los im Isental!
Unser Freizeitangebot
ist ansonsten ziemlich tot.
Bist du nicht mal im Verein,
bist du meistens ganz allein.
Die Gegend ist bestimmt recht reizvoll,
die Wälder rings’rum ganz toll.
Die Festlandschaft ist leider kahl,
nichts los im Isental.
Nichts los im Isental!
Nichts los im Isental!
Die Gehsteige sind hochgeklappt,
am Fernsehn wird noch rumgezappt.
So sieht es jeden Abend aus,
mich packt und schüttelt es vor Graus.
Wenn ein Mann von seinen Zielen spricht
Und ich steh vor seinem Angesicht.
Spür ich diese Kraft,
die mich völlig schafft.
Ein Gefühl, das keine Frau vergisst,
immer wieder hab ich es vermisst.
Visionen machen sexy,
Visionen kommen an,
Visionen machen mich an,
Visionen hat der Mann.
War’s das etwa schon in meinem Leben?
Alles würd’ ich diesem Manne geben.
Ich bin gern bereit,
zum Handeln drängt die Zeit.
Der Gedanke schon macht mich nervös,
Mein Verlangen steigert sich monströs.
Visionen machen sexy,
Visionen kommen an,
Visionen machen mich an,
Visionen hat der Mann.
(oder die Versuchung)
Darf ich mich vorstellen: Mangel mein Name !
Ihr werdet mich noch alle lieben.
Und wer meint, sich auszugrenzen,
wird von mir durch die Mangel getrieben.
R: Wer
sich aber mit mir einlässt,
wird
nie mehr Mangel leiden,
und
im Überfluss leben.
Den
werden alle beneiden.
Nehmt
es euch, weil es euch zusteht,
das
Stück vom großen Kuchen.
Vergesst
die karge Bröselei,
wollen
wir es nicht versuchen.
Nicht von ungefähr kommt mein Vermögen,
es steckte schon in mir bevor ich’s hatte.
Geweckt vom Ehrgeiz und mit Disziplin
verfolgte ich die Spur wie eine Ratte.
Denn meine Name ist Konzept: Mangel !
Alle wollen nur noch eins: mich lieben.
Und wer meint, sich auszugrenzen,
wird von mir durch die Mangel getrieben.
Wenn wir feiern, dann gleich richtig,
schüttelt die Champagnerflaschen.
Alle Sorgen werden nichtig,
greift man in die vollen Taschen.
Das habt ihr euch verdient!
Alle: Das haben wir uns verdient!
Ihr habt mich verdient!
Alle: Dich haben wir uns verdient!
Wenn wir feiern, dann sehr lange,
ein Hit jagt den andern Hit.
Keiner fällt hier von der Stange,
hält er sich mit Tanzen fit.
Das habt ihr euch verdient!
Alle: Das haben wir uns verdient!
Ihr habt mich verdient!
Alle: Dich haben wir uns verdient!
Die Pflicht hab ich erfüllt in meinem Leben.
Rücksicht nehmen, hieß es und nachgeben.
Erst Haushalt, Kinder oder Ehemann,
und ganz am Ende kam auch ich mal dran.
Doch jetzt nehm ich mir Zeit für meine Kür,
und verlass mich ganz auf mein Gespür.
Will endlich mich entlasten und befrein
und Hauptperson in meinem Leben sein.
Das Leben ist zu kurz, um es zu verschwenden.
Sonst steh ich plötzlich da, am End mit leeren Händen.
Ich habe mich in diesen Kerl verliebt,
und weiß, dass es die zweite Chance gibt.
Mir ist egal, was dann die Leute sagen,
ich gehe meinen Weg, ich muss es wagen.
Nur wer mich wegen meines Glücks beneidet,
behauptet, dass so mancher drunter leidet.
Doch geht’s im Leben auch um Qualität.
und die gibt es bei mir von früh bis spät.
Das Leben ist zu kurz, um es zu verschwenden.
Sonst steh ich plötzlich da, am End mit leeren Händen.
Spreiz die Flosse Superweib,
zeig uns deinen schönen Leib.
Aber vorher mach dich frisch,
denn du stinkst ja so nach Fisch.
Bist du heute wieder prüde?
Oder doch schon etwas müde?
Komm und trink noch einen Schluck,
du wirst sehn, dann geht’s ruckzuck.
(Melusina)
Ihr sollt euch in Grunde schämen!
Ihr beleidigt gar nicht mich.
Ihr beleidigt ja euch selber
Und die ganze Männerwelt.
Und jetzt lass uns endlich ran,
dass die Flosse zappeln kann.
Es macht dir ganz sicher Spaß,
denn wir machen dich ganz nass.
Willst du richtig glücklich sein,
dann versuch es mit uns zwein.
Wir erfüllen deine Träume,
schau, hier wachsen gleich die Bäume!
Spürst Du den Duft der Wiesenblumen?
Schmeckst Du beim Kauen ihren Saft?
Verschließ dich nicht und nimm es wahr,
Es steckt darin die pure Kraft.
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Mal stürmisch laut, mal tröpfelnd leis!
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Wozu der Kampf? Zu welchem Preis?
Ein kleines Teilchen bist du Wurm
Von dieser Übermacht Natur.
Und Du versuchst sie zu beherrschen,
glaub mir, darüber lacht sie nur.
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Mal stürmisch laut, mal tröpfelnd leis!
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Wozu der Kampf? Zu welchem Preis?
Schon lange fühl ich es in mir,
und folge ruhelos der Spur.
Es ist mein Ziel auf allen Wegen:
Ich werde eins mit der Natur.
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Mal stürmisch laut, mal tröpfelnd leis!
Am Ende nur siegt die Natur, ich weiß.
Wozu der Kampf? Zu welchem Preis?
Wenn’s ich gesagt vor einem Jahr,
hätt’s geheißen nur „der spinnt!“
Nun ist’s kein Traum mehr, sondern wahr.
Wer großes wagt, gewinnt.
War’n s’Mauerblümchen hier zu land,
ein Habenichts, die graue Maus.
Bis endlich das, was hier entstand,
uns leben lässt in Saus und Braus.
Alle im Hintergrund:
Der Boom boomt, der Boom boomt, …
Isen,
du blühst jetzt auf!
Isen,
du bist gut drauf!
Endlich
bist du da, wo du hingehörst.
Isen,
du blühst jetzt auf!
Isen,
du bist gut drauf!
Keine
Bescheidenheit, denn der Boom Boom boomt.
Was kümmern mich die Sorgen noch,
von Orten, die einst so begehrt.
Die stecken dann im Schuldenloch,
wenn unser Reichtum sich vermehrt.
Alle im Hintergrund: Der
Boom boomt, der Boom boomt, …
Isen,
du blühst jetzt auf!
Isen,
du bist gut drauf!
Endlich
bist du da, wo du hingehörst.
Isen,
du blühst jetzt auf!
Isen,
du bist gut drauf!
Keine
Bescheidenheit, denn der Boom Boom boomt.
Wenn ihr Menschen fliegen könntet,
fliegen könntet wie ein Vogel.
Wenn ihr Menschen tauchen könntet,
tauchen könntet wie ein Fisch.
Würdet ihr die Wahrheit endlich sehn,
würdet ihr begreifen und verstehn.
Würde hier ein Wunder noch geschehn,
würdet ihr begreifen und verstehn,
die Natur und euch selbst sogar.
Wenn ihr Menschen kleiner wäret,
fast so klein wie ein Insekt.
Wenn ihr Menschen leiser wäret,
fast so leise wie ein Wurm.
Würdet ihr die Wahrheit endlich sehn,
würdet ihr begreifen und verstehn.
Würde hier ein Wunder noch geschehn,
würdet ihr begreifen und verstehn,
die Natur und euch selbst sogar.
So kann ich euch nur wünschen,
dass ihr zur Ruhe findet,
dass ihr das Ganze seht,
und euch als Teil versteht.
(Weltumsegler)
Jetzt sehe ich auf einmal klar,
es ist nichts mehr wie es war.
Der Boom ist zugleich ein Verlust,
keinem war das so bewusst.
(Bürgermeister)
Könnten wir noch mal entscheiden,
würden wir den Damm vermeiden.
Stehen soll der überall,
bloß nicht im Isental.
(alle)
Bloß nicht im Isental!
Bloß nicht im Isental!
(Melusina)
Unser Freizeitparadies
nur als Scheinwelt sich erwies.
Die Erholung rein und pur,
findet statt in der Natur.
(Markträtin)
Die Gegend ist auch so recht reizvoll,
die Wälder rings’rum ganz toll.
Ein Strandbad säh ich gern einmal,
bloß nicht im Isental.
(alle)
Bloß nicht im Isental!
Bloß nicht im Isental!
(Mangel)
Die Gehsteige sind hochgeklappt,
damit hier keiner überschnappt.
Es geht auch ohne „Saus und Braus“,
ich pack jetzt ein und geh nach Haus.